Das Retreat sollte bereits in 14 Tagen stattfinden. Ich buchte einfach - völlig egal, was war, ich hätte es machbar gemacht, diese 4 Tage und noch eine halbe Woche danach frei zu haben. Die einzige Frage, die ich im Vorfeld an die Retreat-Veranstalter hatte war: Kann ich das auch als Einzel-Zeremonie buchen? Es ist nicht so, dass es mich stört vor einer Gruppe zu sprechen oder mich zu öffnen, ich war nur ohnehin so überwältigt und überfordert mit allem was ich spüre und fühle, Fremdenergien, Themen von anderen,... ich hatte Angst, dass das alles einen Schuss nach hinten macht, wenn ich es in der Gruppe mache. Ich wäre doch nur damit beschäftigt, mir die Themen von anderen anzuhören und könnte mich garnicht auf mich fokussieren.
Alex, einer der Guides, sagte mir, dass ich mich genau aus diesem Grund dieser Herausforderung stellen sollte. Ich vertraute ihm. Ich habe ihn nie gesehen, nichts über ihn gelesen, es war einfach ein Gefühl da… das Gefühl, dass es genau richtig ist für mich. Ich habe mich bei ihm aufgehoben gefühlt, obgleich wir nicht viele Worte gewechselt hatten. Seit der Nacht, in der Ayahuasca mich gefunden hatte, wurde ich irgendwie gesteuert, tief aus meinem Inneren. Mein Kopf konnte es nicht fassen, brauchte er auch nicht.
Die 14 Tage seit der Entscheidung waren ein Auf und Ab: Was zum Teufel hab ich mir dabei gedacht? Warum mache ich das? Bis hin zu: Oh yes, ich bin so ready endlich heim zu kehren - nach Hause zu mir selbst!
Erst 3 Tage vor dem Retreat begann ich ein bisschen was über Ayahuasca zu googeln und auch über Kambo. Denn Kambo Sessions konnte ich optional dazu buchen. Das wollte ich schon immer mal machen! Ich spürte Aufregung, Vorfreude, Neugierde und gleichzeitig auch eine gewisse Gelassenheit. Irgendwie hat meine Verdauung Faxen gemacht, auch wenn ich sehr leichtes Essen gegessen hatte.
Am Tag vor dem Retreat hatte ich das Gefühl, in einem einzigen Déjà-Vu zu leben. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Reise bereits erlebt habe und nun eine Zeitreisende bin und diesen Tag vor dem Retreat noch einmal erlebe. Es war wirklich verrückt, wie ich mich fühlte.
An einem Donnerstag stieg ich um 13:00Uhr in den Bus in Richtung Nordwesten der Insel.
Gegen halb 4 bin ich in unserer Unterkunft angekommen und was soll ich sagen… ich war etwas verwirrt. Ich hatte scheinbar mehr Erwartungen, als ich bewusst auf dem Schirm hatte. Ich habe große Räumlichkeiten erwartet, alles irgendwie schamanisch angehaucht, keine Ahnung… so Guru-mäßig halt. Ein spirituell perfekt vorbereitetes Setting eben. Und da war er mein erster Trigger: Der Perfektionismus, die Makellosigkeit. Ich muss sagen, dass mich schon immer etwas an Super-Spiris und -Gurus getriggert hatte… paradoxer Weise hatte ich so jemanden vor mir erwartet. Doch mich haben “ganz normale Menschen” empfangen. In einer wunderschönen Unterkunft, die allerdings einfach eine normale große Wohnung war. Da gab es keinen extra großen und perfekt vorbereiteten Zeremonieraum. Stattdessen lagen ein paar Matten auf dem Boden, Kissen, Kuscheldecken - und naja, viel Abstand gab es nicht gerade zwischen den Matten. Zu jeder Matte gab es dann noch einen Kotzeimer.
Ganz ehrlich? Der Anblick sah für mich nicht gerade einladend aus, um nun eine 4-tätige spirituelle Reise zu durchleben.
Die Menschen, die mich empfangen haben, waren sehr nett und freundlich. Doch sie waren eben ganz normale Menschen, mit Makeln, wie du und ich.
Ich überlegte mir kurz, ob ich wieder gehen sollte? Konnte ich mich hier wirklich fallen lassen? Konnten mich diese Menschen halten?
Mein Verstand, der Schlawiener, befand sich schon mitten auf der Reise…
Ich schaltete mein Telefon aus, verstaute es in meinem Rucksack. Den schmiss ich dann in mein Zimmer und schnappte mir das Anmeldeformular zum Ausfüllen. Let’s go.
Ich war die erste Teilnehmerin, die da war. Also war ich auch die erste, die das Wilkommensgespräch hatte mit Alex und Vera, unseren Haupt-Guides. Zwei äußerst authentische und herzliche Menschen.
Wir sprachen über meinen gesundheitlichen Zustand, darüber, ob ich Drogen nehme und über meine bisherige Erfahrung mit psychedelischen Substanzen. Wir sprachen über meine Intentionen, doch ich hatte keine. Irgendwas hat mich hergebracht und ich war bereit dafür - mehr wusste ich nicht.
Stück für Stück trafen weitere Teilnehmer ein.
Bereits in einer Stunde sollte die erste Ayahuasca Zeremonie stattfinden. Neugierde und Aufregung wurden von Nervosität begleitet… es wurde ernst… oder vielleicht doch nicht?
Eines war sicher… es würden Leben verändert werden.
Wir versammelten uns an unserem großen Esstisch, an dem auch unsere Nachbesprechungen stattfinden sollten.
Erstmal wurden wir über die Kraft unserer Pflanzen und unserer Natur aufgeklärt. Alex ging exakt auf das ein, was mich zu Beginn getriggert hatte. Er sagte, wir brauchen keinen Schamanen oder Guru, der uns seinen heiligen Gral überreicht. Wir brauchen uns ausschließlich für das öffnen, das in uns ist. Wir sind unser eigener Guru, unser eigener Schamane. Wir tragen alle unseren eigenen heiligen Gral in uns. Und die Pflanzen sind unser Schlüssel, unser ganz eigener, individueller Schlüssel, der die Türe öffnet, hinter der unser Gral gelagert ist.
Es gibt so viele Gurus, die sich selbst als DIE Lösung verkaufen, doch das stimmt nicht. Wir alle tragen Geschenke in uns selbst, wir tragen Weisheit in uns selbst, wir haben alle Antworten, derer Fragen wir noch gar nicht kennen - und Ayahuasca öffnet uns die Türe.
Und dabei geht es nicht nur um Ayahuasca, sondern auch um alle anderen Tools und Methoden, die es gibt. Es geht immer ausschließlich darum, dass du dich wieder erinnerst. Dass du dich daran erinnerst, dass bereits alles in dir ist!
Diese Worte haben mich so bestärkt, denn genau das ist, was ich die ganze Zeit gefühlt und selbst immer wieder gesagt habe, wenn ich meine Human Design Readings gegeben oder gecoacht habe. Aus diesem Grund haben mich auch viele Super-Gurus auf Koh Phangan zum Beispiel abgeschreckt. Koh Phangan ist eine sehr schöne Insel in Thailand, mit einer spirituellen Community. Doch irgendwie hat es sich stellenweise so unecht spirituell angefühlt… so “andere abwertend”... dabei gibt es doch nichts Spirituelleres, als Mensch zu sein. Wir müssen dafür keine Leinengewänder tragen und barfuß durch die Gegend laufen… auch wenn ich barfuß laufen liebe.
Mensch zu sein ist das Spirituellste, das du sein kannst, in all deinen Farben und Facetten. Denn mal ehrlich. Die Welt hört sich nicht auf zu drehen, die Brötchen fallen nicht vom Himmel und der Alltag wird uns früher oder später einholen - die Frage ist nur: Wie sehr sind wir wirklich bei uns selbst? Oder ist es so, dass wir uns in eine andere Welt flüchten, um dem Alltag zu entkommen?
Alex klärte uns über den Ablauf auf. Vor jeder Ayahuasca Zeremonie wird Rapé verteilt, ein spezieller schamanischer Schnupftabak mit diversen Kräutern. Diese Kräuter werden von den Guides über ein Rohr nacheinander in jedes Nasenloch gepustet. Es soll beruhigend wirken und den Geist öffnen. Danach sollte die erste Ausgabe von dem Ayahuasca-Trank folgen. Jeder Teilnehmer kam nach vorne und nahm seinen abgemessenen Shot, woraufhin er wieder auf seinen Platz saß und frei wählte, wann er sich hinlegen wollte. Wir wurden darüber aufgeklärt, was wir alles erleben könnten.
Was war, wenn ich brechen muss? Ich hasse kotzen! Was ist, wenn mir total schwindelig wird und ich will, dass es aufhört? Was ist, wenn es einfach nicht aufhört und ich maximal durchdrehe? Was ist eigentlich, wenn wir alle auf einmal auf’s Klo müssen? Wir haben nur 3 Toiletten für 8 Leute… Und… was ist, wenn ich das, was sich da aufzeigen wird, garnicht händeln kann? Muss ich das wirklich herausfordern?
Am meisten machte ich mir wirklich Sorgen darüber, dass ich komplett die Kontrolle verlieren würde… ich hatte Angst. Und reflektierend kann ich dir sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt einfach noch garnicht kapiert habe, was Ayahuasca wirklich ist. Ich weiß nicht, ob man es verstehen kann, ohne es selbst erlebt zu haben… doch ich will versuchen, dich mit auf meine Reise zu nehmen.
Ayahuasca ist keine Droge. Es geht hier nicht um einen schönen Rausch, um den nächsten Kick oder darum, mal etwas auszuprobieren und die eigenen Grenzen zu testen. Das ist alles Ego-Stuff.
Ayahuasca ist unsere Natur, pflanzliche Medizin, Heilung. Es ist ein Natur gegebenes Hilfsmittel, um dich wieder zu erinnern, an dich selbst. Es geht um Self-Empowering, um eine sehr kraftvolle Zeremonie, die dir genau das aufzeigt, was du gerade braucht. Allerdings geschieht das, ohne dass du vorher weißt, um was es geht. Du kannst es nicht aus deinem Kopf steuern, auch nicht aus deinem Ego.
Wie immer freue ich mich, wenn du deine Gedanken und Eindrücke in den Kommentaren schreibst. Sehr gerne kannst du auch Fragen stellen.
EURE AUTORIN
Hey, ich bin Nicole
und ich liebe es, meine Gedanken und Gefühle in Worte zu packen. Meine Spezial-Zutat ist überall dieselbe, ob beim Kochen, beim Backen, bei meiner Arbeit, in meinem Podcast, in Gesprächen oder eben in den Texten, die ich verfasse: Liebe.
Ich freue mich, dass du zu mir gefunden hast und vielleicht möchtest du, deine Gedanken oder Worte auch mit mir teilen.
Von Herz zu Herz
Deine Nicole
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